Menschliches Leid und bedrohtes Kulturerbe

Menschliches Leid und bedrohtes Kulturerbe

28 Februar, 11:26
Aktuelles

Nichts an einem Krieg ist so fürchterlich wie die menschlichen Tragödien, die durch den Ausbruch der Gewalt verursacht werden. Vladimir Putins Überfall auf die Ukraine hat in den letzten Tagen bereits mehrere Tausend Tote und Verletzte gefordert. Mehrere Hunderttausend Menschen sind auf der Flucht. Auch zerstörtes Kulturerbe ist ein irreparabler Schaden, den Kriege der gesamten Menschheit bescheren.

Auf Initiative der Organisation European Heritage Volunteers haben die Stiftung Kirchenburgen und andere internationale Partnerorganisationen nun eine gemeinsame Stellungnahme zur Situation in der Ukraine abgegeben.

In diesem Statement heißt es unter anderem:

Das Netzwerk der European Heritage Volunteers und seiner Partner sind absolut solidarisch mit der Bevölkerung und der Zivilgesellschaft in der Ukraine, insbesondere mit unseren Partnern und Freunden im Lande, die derzeit von dem unerträglichen Leid eines sinnlosen Krieges betroffen sind, der über ihr souveränes Land hereingebrochen ist. Wir schließen in unsere Solidarität unsere Freunde und die Aktivisten der Zivilgesellschaft in Russland ein, die sich den bösartigen Maßnahmen ihrer Regierung gegen den europäischen Frieden mutig widersetzen.

Einrichtungen, die sich – wie die Stiftung Kirchenburgen und European Heritage Volunteers – dem Erhalt des Kulturerbes widmen, sehen ihre Arbeit als Beitrag zu internationalem Austausch und interkultureller Zusammenarbeit und dadurch auch als Friedensarbeit auf der Grundlage gemeinsamer europäischer Werte.

“Wir als Stiftung Kirchenburgen betrachten die Kirchenburgenlandschaft als gemeinsames europäisches Kulturerbe und arbeiten regelmäßig mit internationalen Partnern an dessen Erhalt. Wenn Denkmäler zerstört und ihre Eigentümer oder Nutzer bedroht werden, egal wo, sind wir alle davon betroffen,” zeigt sich Sebastian Bethge, Denkmalschutzbeauftragter im Team der Stiftung, betroffen. Schon in der 1945 verfassten Präambel der Satzungen der UNESCO heißt es: “Da Kriege in den Köpfen der Menschen beginnen, muss auch die Verteidigung des Friedens in den Köpfen der Menschen aufgebaut werden.”


Sophienkathedrale in Kiew / Foto: Uwe Seidner
Kulturerbe in großer Gefahr

In der Ukraine, die bereits vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion der UNESCO beigetreten ist, befinden sich derzeit sieben UNESCO-Welterbestätten, darunter sechs Stätten des Weltkulturerbes und eine Stätte des Weltnaturerbes. Das Ensemble der Sophienkathedrale und des Höhlenklosters Lawra Petschersk in Kiev gehören ebenso dazu, wie etwa das historische Zentrum von Lemberg und die Residenz der bukowinischen und dalmatinischen orthodoxen Metropoliten in Czernowitz (seit 1955 Teil des Czernowitzer Universitätscampus). An diesen und vielen anderen ukrainischen Orten von höchstem kulturhistorischem Rang drohen durch den Krieg nun unwiederbringliche Schäden und Verluste. Ein trauriges Phänomen, das auch aus anderen bewaffneten Konflikten bekannt ist, worauf in der Deklaration von European Heritage Volunteers auch deutlich hingewiesen wird: “[Wir]  möchten anlässlich des aktuellen Krieges auch an andere bewaffnete Konflikte in Europa und darüber hinaus erinnern, die unzählige Opfer unter der Zivilgesellschaft und und dramatische Verluste an kulturellem Erbe verursachten, wie die Zerstörung des armenischen Erbes während des Krieges im Herbst 2020.”

Die ungekürzte Fassung der gemeinsamen Stellungnahme zur Situation in der Ukraine kann hier im pdf-Format abgerufen werden: Heritage is universal – Peace is universal


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